Berlin. Der Deutsche Richterbund (DRB) hat die sofortige Freilassung der iranischen Bürgerrechtlerin Nasrin Sotudeh gefordert. Die 57 Jahre alte Trägerin des DRB-Menschenrechtspreises befindet sich in akuter Lebensgefahr im Hungerstreik im Evin-Gefängnis in Teheran.
„Lassen Sie Rechtsanwältin Nasrin Sotudeh frei“, appellierten die DRB-Vorsitzenden Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff an die Verantwortlichen im Iran. In Berlin bekam Sotudeh am Dienstag den DRB-Menschenrechtspreis in Abwesenheit verliehen. Die iranische Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaee nahm die Auszeichnung stellvertretend entgegen. Auch sie verlangte eine sofortige Freilassung: „Es gibt noch Hoffnung für eine bessere und gerechtere Welt. Und dafür brauchen wir Nasrin.“ Anschließend stand ein gemeinsamer Termin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Programm.
In einer von Sotudeh übermittelten Dankesadresse setzte sich die DRB-Preisträgerin für die Aufhebung von vier Todesurteilen gegen Demonstranten im Iran ein. Sie dankte für den Preis und schrieb:
„Ich fühle mich zutiefst geehrt und danke Ihnen allen von Herzen, denn dies hat eine große Bedeutung für die Fortsetzung unserer Aktionen.“
Sotudeh befindet sich seit Wochen im Hungerstreik, um gegen die Haftbedingungen während der Corona-Pandemie zu protestieren.
Der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour sagte in seiner Laudatio: „Unsere heutige Preisträgerin befindet sich in diesem Augenblick in Lebensgefahr. Die Außenministerin Schwedens fordert ihre Freilassung. Ich wünschte mir, dass sich ihr mehr europäische Außenminister anschließen.“
Sotudeh setzte sich zuletzt besonders für Frauen ein, die gegen das Kopftuchgebot protestierten. Sie wurde schon 2010 zu elf Jahren Gefängnis wegen angeblicher Propaganda gegen das System verurteilt, kam nach internationalen Protesten 2013 aber frei. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte wurde sie zuletzt zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und 148 Peitschenhieben verurteilt. Der Iran hat während der Pandemie bisher zahlreiche Inhaftierte entlassen. Sotudeh und andere Bürgerrechtler blieben aber hinter Gittern.
Der DRB-Menschenrechtspreis wird seit 1991 verliehen.